Ich habe mich in diese Lederlabels verliebt, die viele Firmen als Etiketten auf Kleidung oder Ähnliches nähen. ? Im Internet wollte ich dann welche bestellen, aber der Preis hat mich etwas erschrocken. Je nach Anbieter zahlt man schnell mal 1,50 – 2 Euro. Wenn man die Kosten dafür an seine Kunden weitergibt, liegt man aber damit häufig über den Preisen der Konkurrenz. Als ich mich notgedrungen schon mit den normalen Etiketten anfreunden wollte, kam mir der Gedanke, dass ich auch einfach Lederlabel selbst gestalten kann.
Es hat einige schlaflose Nächte gekostet mich dazu durchzuringen, aber ich finde Lederlabels einfach sehr viel hochwertiger als normale Textiletiketten. Meiner Meinung nach werten solche Etiketten die Kleidung ein Stück weit auf. Selbst im Sichtbereich können sie ein modisches Accessoire am Kleidungsstück darstellen. Da ich mich auch nie so recht für eine Form entscheiden konnte in der ich dann meine Etiketten bestellen würde, war es definitiv die richtige Entscheidung meine Lederlabel selbst gestalten zu wollen. Vielleicht kennst du das Problem. Bei Mützen sind längliche Labels die umgenäht werden schön. Auf Jacken im Gesamten eher Labels die als Applikation aufgenäht werden. Jedenfalls müssen in meinen Augen selbst genähte Kleidungsstücke gelabelt werden. Das ist gute Werbung und macht was her! Und mit meiner Variante kostet es dich nur etwa 0,25 Euro / Stück.
Wo fängt man an, wenn man Lederlabel selbst gestalten möchte?
Ganz so einfach ist es aber nicht den richtigen Ansatz für die Do-it-yourself-Variante zu finden. Ich habe lange überlegt, wie die individuellen Lederlabels hergestellt werden. Häufig verwenden Firmen dazu eine Lasertechnik, die man nicht so ohne weiteres zu Hause einsetzen kann. Unter dem Begriff „Branding“ versteht man das in den USA noch weit verbreitete Einbrennen bestimmter Logos auf der Haut von Nutztieren. Dies dient der Kennzeichnung, zu welchem Betrieb die Tiere zuzuordnen sind und ist insofern gar nicht mal so weit von meinem Gedanken der Lederlabels entfernt. Also habe ich im Internet weiter nach einer Möglichkeit gesucht, um mein Logo auf Leder brennen zu können.
Fündig geworden bin ich bei Black Market Wax Seal and Leather Stamp, einer international vertreibenden Firma aus Hong Kong. Dort werden unter anderem individuell gestaltete Stempel gefertigt. Ganz gleich ob man einen Brief mit einem Wachslogo versiegeln möchte, einen normalen Tintenstempel benötigt oder wie in meinem Fall ein Branding durchführen will. Der Stempel wird dabei als Aufsatz auf einen handelsüblichen Lötkolben gesteckt und auf diese Weise erhitzt. Der E-Mail Kontakt mit der Firma war prompt und auch sehr freundlich. Obwohl es eine Sonderanfertigung aus Hong Kong war, hielt ich den Stempel nach 3 Wochen in meinen Händen. Achte aber bei Lieferungen aus dem Ausland auch immer auf die Fracht- und eventuell anfallenden Zollkosten. Nicht selten gibt es da ein böses Erwachen.
Über DaWanda habe ich dann Lederreste bestellt. Eine ausführliche Suche und Preisvergleich lohnt sich hier eigentlich immer. Einige Firmen bieten ihre in der Produktion angefallenen Lederreste günstig an. Und da man für die Labels nicht auf große Stücke angewiesen ist, kann man hier bares Geld sparen. Bei meinem Papa im Keller habe ich dann glücklicherweise noch einen alten Lötkolben gefunden und entschieden, dass dieser es noch tut. ?
Probieren geht über Studieren
Als dann alles angekommen war, habe ich etwas mit der Einbrenndauer und der Temperatur des Lötkolbens experimentiert, bis ich zufrieden mit dem eingebrannten Logo war. Wichtig ist es den Lötkolben erst richtig heiß werden zu lassen. Ich habe ca. 30 Minuten gewartet bevor ich mit dem Einbrennen begonnen habe. Ist der Lötkolben erstmal richtig heiß, reicht es aus nur 2-3 Sekunden auf das Leder zu drücken. Dabei ist entscheidend, den Stempel gleichmäßig anzudrücken und nicht zu verschieben. Ansonsten „verschwimmt“ das Ergebnis und das Leder ist hinüber. Immer wenn ich 3-5 Logos eingebrannt hatte, habe ich den Lötkolben kurz zur Seite gelegt. Zum einen, weil es ordentlich warm an der Hand wurde und zum anderen, weil sich die Temperatur wieder neu regulieren muss.
Achtung: Sinnvoll ist es sich die Form der späteren Labels mit einem wasserlöslichen Textilmaker auf dem Leder einzuzeichnen. Die Formen sollten nicht vor dem Einbrennen ausgeschnitten werden, denn die Kanten des Leders verziehen sich durch die Hitze!
Als das Leder dann ausreichend gebrandmarkt war und ich genug Logos zusammen hatte, habe ich die verschiedenen Formen aus dem Leder ausgeschnitten und aufgenäht, um zu sehen welche Form mir am besten gefällt. Und was soll ich sagen…. ich war total begeistert von dem Ergebnis.
Das ist beim Waschen zu berücksichtigen
An Kleidungsstücken, die man häufig wäscht (also die meisten bei Kindern) habe ich mich für die Patches entschieden die rundherum festgenäht werden. An Kleidungsstücken die nicht nach jedem Tragen gewaschen werden (z.B. Mützen oder Schals) habe ich die am Rand umgenähten Labels angebracht. Hintergrund ist folgender: beim Waschen kann es passieren, dass sich das Leder etwas verbiegt. Diesen Prozess kennt man von Kleidung die faltig wird. Komplett aufgenähte Patches bleiben in ihrer Form. Bei den am Rand umgenähten Lederlabels empfiehlt es sich sie nach dem Waschen kurz in Form zu ziehen. Ansonsten brauchst du dir beim Waschen keine Sorgen zu machen. Das Logo bleibt wie es eingebrannt wurde. Höchstens das Leder selber wird minimal härter und natürlich etwas dunkler. Aber auch an Kleidungsstücken die ich schon 20 mal gewaschen habe sieht es immer noch ordentlich aus.
Wenn du jetzt Lederlabel selbst gestalten möchtest, aber normalerweise mit SnapPap arbeitest, dann muss ich dich leider enttäuschen. Leider funktioniert das Einbrennen nicht. ☹ Wenn man lieber SnapPap anstatt echtem Leder verwenden möchte empfiehlt sich die Anfertigung eines Stempels mit dem man Textilfarbe auf das SnapPap stempeln kann. Zur Haltbarkeit dieser Variante (besonders im Bezug auf häufiges Waschen) kann ich aber leider keinen Erfahrungsbericht geben.
Nun schau selbst wie meine handgemachten Lederlabels geworden sind. Du wirst sie mit Sicherheit auch in meiner Galerie auf den Kleidungsstücken wiedererkennen. Ich freue mich auf deine Meinung und Anregung. Schreib mir doch einfach einen Kommentar wie du deine genähten Sachen labelst. Darauf bin ich sehr gespannt.
Lederlabel selbst gestalten Zusammenfassung:
- Lötkolben, Sonderanfertigung Stempel und Lederreste kaufen
- Lötkolben 30 Minuten heiß werden lassen
- Form der Labels auf dem Leder mit wasserlöslichem Textilmarker einzeichnen
- 3-5 Logos auf dem Leder einbrennen
- Fertige Labels ausschneiden und annähen
- Temperatur des Lötkolbens regulieren bevor man weiter macht
Lederlabel selbst gestalten Kostenaufstellung:
- Lötkolben (ca. 8-15 Euro)
- Sonderanfertigung Stempel (ca. 40 Euro)
- Lederreste (ca. 5-15 Euro / kg)
- Gesamtkosten: ca. 55-70 Euro
- Nach erstmaligen Anschaffungskosten dürfte der Produktionspreis bei ca. 0,25 Euro / Stück liegen.
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